Sigmund 1411 — 1437.
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Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein französischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig über sich und ihre Anhänger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreißig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen neuen; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab nunmehr drei Päpste. Drei Päpste.
Dazu kam, daß das päpstliche Regiment überhaupt damals viele Mißstände aufwies. Wenn die Päpste früher den deutschen Königen öfter Simonie vorgeworfen hatten, so übten sie jetzt selbst die Übertragung geistlicher Stellen für Geld in großem Umfange. Dazu trat der gewinnsüchtige Mißbrauch des Ablasses, d. H. des an die Verrichtung guter Werke geknüpften Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen. Über diese und andere Schäden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Männern ein tiefer Unwille; immer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer „Reform Forderung der Kirche an Haupt und Gliedern". So sah denn das Konzil, Kirchen, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als reform' seine Aufgabe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfassung an.
Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mußte zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der böhmische Priester und Gelehrte Johann Hus aufstellte, und die sich nicht nur auf die Kircheuverfaffung,Johann Hus. sondern auch auf die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflußt von den Schriften des englischen Theologen John Wiclif, den Ablaß und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, daß beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Böhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert.
Das Konstanter Konzil war wohl die glänzendste Versammlung Das Konzil geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Päpste,ö'uuhs‘5 Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinäle, Erzbischöfe, 1418-Bischöfe und andere Prälaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Würdenträger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch besonders bedeutend, daß Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die er Belehnung einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet hatte, mäl?nben= und in der zu jener Zeit völlige Zerrüttung und Gesetzlosigkeit herrschte, 1415.
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Heinrich Iii. 1039—1056. Heinrich Iv. 1056—1106.
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nach der Burg Giebichenstein bei Halle gebracht. Jedoch erhielt er auf Fürsprache seiner Mutter, der Kaiserin Gisela, die Freiheit wieder; ja, er sollte sein Herzogtum zurückbekommen, wenn er sich entschlösse, seinen geächteten Freund Werner von Kibnrg, der am Aufstande teilgenommen und die Waffen noch nicht niedergelegt hatte, zu bekämpfen. Dessen aber weigerte er sich. Lieber ertrug er an des Freundes Seite Acht und Bann; gegen die Mannen des Kaisers kämpfend, fiel er, ein Beispiel deutscher Freundestreue, mit ihm zusammen im Schwarzwalde.
Im Jahre 1039 starb Konrad und wurde in dem Dom zu Speier,i039. Dessen Bau er begonnen hatte, beigesetzt.
Heinrich Iii. 1039-1056.
§ 45. Heinrich Iii. war ebenso tatkräftigen und herrischen Charakters wie sein Vater; doch unterschied er sich darin von ihm, daß er mehr Sinn für die Kirche und für eine sittliche Erneuerung der Geistlichkeit hatte. Im Jahre 1046 zog er nach Rom, setzte drei miteinander um die Die Kirche, höchste geistliche Würde streitende Päpste ab und ernannte einen deutschen Bischof zum Papst, dem nach seinem Tode drei andere deutsche Päpste folgten.
Er war bestrebt, einen allgemeinen Landfrieden aufzurichten; in öffentlicher Versammlung verzieh er seinen Feinden und forderte das gleiche von den Anwesenden. Aber es fehlte unter seiner Regierung nicht an Ans-2"Uere^ ständen. Nach außen sind seine Kriege mit den östlich von Deutschland Kriege, wohnenden Völkern von Wichtigkeit; nicht nur die Wenden und Böhmen, sondern zeitweise auch die Ungarn erkannten seine Herrschaft an.
Leider starb dieser gewaltige Herrscher in frühen Jahren auf einer Pfalz im Harz. In gefahrvoller Zeit folgte ihm ein sechsjähriges Kind. 1056.
Heinrich Iv. 1056-1106.
§ 46. Die Zeit der Vormundschaft. Für den jungen Heinrich Iv. Agnes, führte seine Mutter, die Kaiserin Agnes von Poitou, die Regierung,
■eine fromme Frau, die aber den wachsenden Ansprüchen der großen Vasallen nicht tatkräftig genug gegenübertrat. Unter der Leitung des Erzbischofs Anno von Köln, eines Mannes von hoher Sittenstrenge, zugleich aber Anno und Don großem Ehrgeiz, bildete sich eine Verschwörung von Fürsten und hohen 9tbai6ert' Geistlichen; und als die Kaiserin auf der Pfalz Kaiserswerth bei dem heutigen Düsseldorf Hos hielt, wurde der königliche Knabe auf ein Schiff gelockt und nach Köln entführt. Seitdem führten Bischöfe die Regte-
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Extrahierte Ortsnamen: Burg_Giebichenstein Schwarzwalde Rom Deutschland Pfalz_Kaiserswerth
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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519.
nebst der Kur an den Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg verlieh; am 18. April 1417 fand auf dem Marktplatz zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. So kam die Mark an die Hohenzollern.
Verbrennung Indessen hatte das Konzil im Jahre 1414 seine Beratungen begonnen, von Hus. toqr^ obwohl ihm Sigmund freies Geleit zugesichert hatte, nach
seiner Ankunft verhaftet und eingekerkert worden. Man forderte von ihm Widerruf seiner Lehren. Da er sich unter Berufung auf die heilige Schrift dazu nicht verstand, so wurde er von dem Konzil 1415 als Ketzer zum Feuertode verurteilt. Mutig und gefaßt starb er auf dem Scheiterhaufen; seine Asche wurde in den Rhein gestreut.
Um die Kirchenspaltung zu beseitigen, forderte das Konzil, das sich als über dem Papste stehend betrachtete, alle drei Päpste auf, ihrer Würde zu entsagen. Während aber die Deutschen darauf drangen, daß man, ehe man einen neuen Papst wähle, die Kirchenreform in Angriff nehme, setzten die Papstwahl. romanischen Nationen es durch, daß zuerst ein neuer Papst gewählt wurde. Dieser aber wußte mit großem Geschick zu verhindern, daß die päpstliche Gewalt wesentlich beschrankt wurde, und löste 1418 das Konzil aus. So war die geplante Reform der Kirche mißlungen.
§ 87. Der Hussitenkrieg. Die Verbrennung von Johann Hus aber ries in Böhmen eine tiefgreifende Bewegung hervor, die sich zuerst in Aufläufen und Unruhen Luft machte und sodann einen der furchtbarsten Kriege T°dw-nz-ls.hervorrief. Denn als 1419 Wenzel starb, wollten die Tschechen seinen Bruder und Erben Sigmund, weil er Hus das Versprechen des freien Geleits nicht gehalten habe, nicht als ihren König anerkennen, erhoben sich und rüsteten Heere aus, welche nicht nur die angreifenden Feinde zurückschlugen, sondern bald ihrerseits zum Angriff übergingen. Der einäugige Ziskasheere.johann Ziska, ein wilder Feind der alten Kirche und zugleich des Deutschtums, war es vor allem, der aus den tschechischen Bauern Heere schuf; mit fanatischer Begeisterung zogen die Huffiten ins Feld; Sensen und Dreschflegel bildeten meist ihre Waffen, ihre Deckung die Wagenburgen, mit denen sie ihr Lager umgaben. Ihnen vermochten die Reichstruppen und Kreuz-heere, die gegen sie aufgeboten wurden, nicht zu widerstehen; in trauriger Weise zeigte sich, wie wehrlos das einst so waffenkräftige deutsche Reich geworden war. So verheerten denn die Huffiten, die weit nach Norden, ja bis zur Ostsee vordrangen, auf das furchtbarste die deutschen Lande. Erst als eine gemäßigte Partei unter den Tschechen auf Friedensverhandlungen einging und die Gegenpartei in einer Feldschlacht besiegte, nahm der Krieg Äs8 nad? fünfzehnjähriger Dauer ein Ende; doch hatte das Konzil, das damals
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Heinrich Hi. 1039—1056. Heinrich Iv. 1056-1106.
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Burg Giebichenstein bei Halle gebracht. Jedoch erhielt er auf Fürsprache seiner Mutter, der^Kaiserin Gisela, die Freiheit wieder; ja, er sollte sein Herzogtum zurückbekommen, wenn er sich entschlösse, seinen geächteten Freund Wernervonkiburg,deram Ausstande teilgenommen und die Waffen noch nicht niedergelegt hatte, zu bekämpsen. Dessen aber weigerte er sich.
Lieber ertrug er an des Freundes Seite Acht und Bann; gegen die Mannen des Kaisers kämpfend, fiel er, ein Beispiel deutscher Freundestreue, mit ihm zusammen im Schwarzwalde.
Im Jahre 1039 starb Konrad und wurde in dem Dom zu Spei er, 1039. dessen Bau er begonnen hatte, beigesetzt.
Heinrich Hi. 1039 — 1056.
§45. Heinrich Hi. war ebenso tatkräftigen und herrischen Charakters wie sein Vater; doch unterschied er sich darin von ihm, daß er mehr Sinn für die K i r ch e und für eine sittliche Erneuerung der Geistlichkeit hatte. Im Jahre 1046 zog er nach Rom, setzte drei miteinander um die Die Kirq«. höchste geistliche Würde streitende Päpste ab und ernannte einen deutschen Bischof zum Papst, dem nach seinem Tode drei andere deutsche Päpste folgten.
Er war bestrebt, einen allgemeinen Landfrieden aufzurichten; in öffentlicher Versammlung verzieh er seinen Feinden und forderte das gleiche von den Anwesenden. Aber es fehlte unter seiner Regierung nicht an Auf-Jnm«und ständen. Nach außen sind seine Kriege mit den östlich von Deutschland Kriege, wohnenden Völkern von Wichtigkeit; nicht nur die Wen d en und Böhmen, sondern zeitweise auch die Ungarn erkannten seine Herrschaft an.
Leider starb dieser gewaltige Herrscher in frühen Jahren auf einer Pfalz im Harz. In gefahrvoller Zeit folgte ihm ein sechsjähriges Kind. 1056.
Heinrich Iv. 1056-1106.
§ 46. Die Zeit der Vormundschaft. Für den jungen Heinrich Iv. »ane», führte seine Mutter, die Kaiserin Agnes von Poitou, die Regierung, eine fromme Frau, die aber den wachsenden Ansprüchen der großen Vasallen nicht tatkräftig genug gegenübertrat. Unter der Leitung des Erzbischofs Anno von Köln, eines Mannes von hoher Sittenstrenge, zugleich aber von großem Ehrgeiz, bildete sich eine Verschwörung von Fürsten und hohen Geistlichen; und als die Kaiserin auf der Pfalz Kaiserswerth bei dem heutigen Düsseldorf Hof hielt, wurde der königliche Knabe auf ein Schiff gelockt und nach Köln entführt. Seitdem führten Bischöfe die Regierung und leiteten
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Hi Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gisela Konrad Konrad Heinrich_Hi Heinrich Heinrich_Hi Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes_von_Poitou
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwalde Rom Deutschland Pfalz_Kaiserswerth Düsseldorf_Hof
Karl V. und die Anfänge der Reformation.
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lud ihn unter Zusicherung freien Geleits vor den Reichstag; und der Reformator versprach trotz aller Warnungen und aller Hinweise aus das Schicksal des Böhmen Hus zu kommen, „und wenn dort", wie er sagte, „so viel Teufel wären, als Ziegel auf den Dächern". Seine Reise war wie ein Triumphzug. Wie der päpstliche Legat selbst nach Rom berichtete,
„riefen damals neun Zehntel der Deutschen Luther"; allenthalben ward er festlich empfangen, in Erfurt kam ihm die ganze Universität vor dem Tore entgegen. In Worms hatte sich eine unzählige Menge zu seinem Einzüge eingefunden. Am 17. April ward er zum ersten Male vor den Kaiser und den Reichstag vorgefordert; auf die Frage, ob er seine Schriften widerrufen wolle oder nicht, bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm gewährt wurde.
Am 18. April, abends 6 Uhr, erschien er von neuem vor dem Reichstag. *j»E
Aufgefordert-, eine klare und bündige Antwort zu geben, erklärte er: wenn er nicht durch Zeugnisse der Schrift oder durch einleuchtende Vernunftgründe überführt würde, so könne und werde er nicht widerrufen, da wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefährlich sei. Er schloß mit den Worten:
„Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helf mir. Amen." Als er in seine Herberge kam, rief er freudig und unerschrocken: „Ich bin hindurch!"
Auf viele unter den Fürsten hatte er Eindruck gemacht. Der Kaiser freilich sagte: „Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Er erließ, als der Reichstag seinem Ende zuging, mit Zustimmung der noch anwesenden - Fürsten das Wormser Edikt, wodurch Luther in die Reichsacht erklärt und diewo-miui
Verbreitung seiner Bücher und seiner Lehren verboten wurde.
§ 106. Luther auf der Wartburg. Die Schwarmgeister. Luther, der bereits vorher abgereist war, wurde unterwegs in einem Tale des Thüringer Waldes auf Befehl des Kurfürsten Friedrich des Weisen unter dem Schein eines räuberischen Überfalls aufgegriffen und nach der Wartburg bei Eisenach geführt. Dort lebte der Reformator in Reitertracht als Junker Jörg; und auf den freien Höhen dieses Schlosses, umgeben vom grünen deutschen Walde, begann er die B i b e l, zunächst das neue Testament, Anaa. in die deutsche Sprache zu übersetzen. So machte er dem deutschen Volke ein herrliches Geschenk; auch dem gemeinen Manne ermöglichte er es, sich in die Worte des Evangeliums zu versenken und Trost, Erbauung und Belehrung daraus zu schöpfen. Seine Sprache war nicht gelehrt, sondern so volkstümlich wie möglich; so verbreitete sich denn seine Bibelübersetzung mit ungemeiner Schnelligkeit in deutschen Landen, und kein Buch hat mehr als dieses zur Entstehung unsrer neuhochdeutschen Schriftsprache beigetragen.
Kaum ein Jahr verblieb Luther auf der Wartburg. In seiner
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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519.
Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein französischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig über sich und ihre Anhänger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreißig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab Drei Pöpste. nunmehr drei P ä p st e.
Dazu kam, daß das päpstliche Regiment überhaupt damals viele Miß-stände auswies. Wenn die Päpste früher den deutschen Königen öfter Simonie vorgeworfen hatten, so übten sie jetzt selbst den Verkauf geistlicher Stellen für Geld in großem Umfange. Dazu trat der gewinnsüchtige Mißbrauch des Ablasses, d. H. des an die Verrichtung guter Werke geknüpften Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen. Uber diese und andere Schäden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Männern ein tiefer Unwille; 50letn£n9immer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer „Resorm der «jssu Kirche an Haupt und Gliedern". So sah denn das Konzil, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als seine Aufgabe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfassung an.
Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mußte zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der böhmische Priester und Gelehrte Im»Johann Hus ausstellte und die sich nicht nur auf die Kirchenverfassung, sondern auch aus die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflußt von den Schriften des englischen Theologen John Wiclis, den Ablaß und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, daß beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Böhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert.
Das Konzil Das K o n st a n z e r Konzil war wohl die glänzendste Versammlung Konstanz, geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Päpste, Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinäle, Erzbischöfe, 1418. Bischöfe und andere Prälaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Würdenträger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch be-Belehnung sonders bedeutend, daß Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die ^mitb^an- 'er einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet 6u15?* hatte und in der zu jener Zeit völlige Zerrüttung und Gesetzlosigkeit herrschte.
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Sigmund 1411 — 1437.
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nebst der Kur an den Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg verlieh; am 18. April 1417 fand auf dem Marktplatz zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. So kam die Mark an die Hohenzollern.
Indessen hatte das Konzil im Jahre 1414 feine Beratungen begonnen.
Hus war, obwohl ihm Sigmund freies Geleit zugesichert hatte, nach seinerb01t Hu». Ankunft verhaftet und eingekerkert worden. Man forderte von ihm Widerruf seiner Lehren. Da er sich unter Berufung auf die heilige Schrift dazu nicht verstand, so wurde er von dem Konzil 1415 als Ketzer zum Feuertode verurteilt. Mutig und gefaßt starb er auf dem Scheiterhaufen; seine Asche wurde in den Rhein gestreut.
Um die Kirchenspaltung zu beseitigen, forderte das Konzil, das sich als über dem Papste stehend betrachtete, alle drei Päpste aus ihrer Würde zu entsagen. Während aber die Deutschen darauf drangen, daß man, ehe man ■einen neuen Papst wähle, die Kirchenreform in Angriff nehme, setzten die romanischen Nationen es durch, daß zuerst ein neuer Papst gewählt Papstwahl. wurde. Dieser aber wußte mit großem Geschick zu verhindern, daß die päpstliche Gewalt wesentlich beschränkt wurde, und löste 1418 das Konzil auf.
So war die geplante Reform der Kirche mißlungen.
§ 87. Der Hussitenkrieg. Die Verbrennung von Johann Hus aber rief in Böhmen eine tiefgreifende Bewegung hervor, die sich zuerst in Auflaufen und Unruhen Luft machte und sodann einen der furchtbarsten Kriege hervorrief. Denn als 1419 Wenzel starb, wollten die Tschechen seinen Bruder und Erben Sigmund, weil er Hus das Versprechen des freien Geleits nicht gehalten habe, nicht als ihren König anerkennen, erhoben sich und rüsteten Heere ans, welche nicht nur die angreifenden Feinde zurückschlugen, sondern bald ihrerseits zum Angriff übergingen. Der einäugige Johann Ziska, ein wilder Feind der alten Kirche und zugleich desaa» Deutschtums, war es vor allem, der aus den tschechischen Bauern Heere fchuf; mit fanatischer Begeisterung zogen die Hussiten ins Feld; Sensen und Dreschflegel bildeten meist ihre Waffen, ihre Deckung die Wagenburgen, mit denen sie ihr Lager umgaben. Ihnen vermochten die Reichstruppen und Kreuzheere, die gegen sie aufgeboten wurden, nicht zu widerstehen; in trauriger Weise zeigte sich, wie wehrlos das einst so waffenkräftige deutsche Reich geworden war. So verheerten denn die Hussiten, die weit nach Norden, ja bis zur Ostsee vordrangen, auf das furchtbarste die deutschen Lande. Erst •als eine gemäßigte Partei unter den Tschechen auf Friedensverhandlungen einging und die Gegenpartei in einer Feldfchlacht besiegte, nahm der Krieg nach fünfzehnjähriger Dauer ein Ende; doch hatte das Konzil, das damals
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Martin Luthcr und die Reformation.
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kam. Aber die Thesen gewannen eine weit darüber hinausgehende Bedeutung; binnen vierzehn Tagen waren sie in ganz Deutschland verbreitet, fanden manchen scharfen Widerspruch, aber viel mehr begeisterte Zustimmung.
Schon wurde der Streit vor den Papst gebracht, der den kühnen Mönch zur Verantwortung nach Rom vorlud. Aber Kurfürst Friedrich der Weise trat schützend für die Zierde seiner Universität ein und erwirkte, daß Luther von dem Kardinal Cajetanus, der seinen Namen von seiner Vaterstadt Gaeta trug und der 1518 bei dem in Augsburg abgehaltenen Reichstag anwesend war, vernommen würde. So reiste Luther nach Augsburg; aber mit Berufung auf die heilige Schrift, deren Wert und Geltung größer sei als die der Kirchenväter und Konzilien, verweigerte er den Widerruf, den der Kardinal von ihm verlangte. Als er fürchten mußte verhaftet zu werden, floh er heimlich aus der Stadt.
Bald darauf kam der päpstliche Kammerherr v o n M i l t i tz, der damit Mmtz. beauftragt war, Friedrich dem Weisen als Geschenk des Papstes eine goldene Rose zu überbringen, mit Luther zu Altenburg zusammen und erreichte, daß er zu schweigen versprach, wenn auch seine Gegner schwiegen. Aber der Streit konnte auf diese Weise nicht mehr beigelegt werden. Luthers Wittenberger Amtsgenofse Andreas Karlstadt hatte mit einem Gegner Luthers, dem Jngolstädter Professor Dr. Eck, eine öffentliche Disputation^^ auszufechten, die auf der Pleißenburg zu Leipzig unter Anwesenheit des ^U®ltst*n albertinischen Herzogs Georg von Sachsen stattfand. Hier kam Luther dem 1519. hart angegriffenen Karlstadt zu Hilfe; und hier erklärte er es offen, daß auch unter den Lehrsätzen, um deren willen Hus verbrannt sei, manche gut evangelisch gewesen seien, und daß auch die Konzilien irren könnten.
Diese Erklärung war für Luther entscheidend; sie schied ihn von der alten Kirche. Ihm zur Seite stand jetzt Philipp Melanchthon, keine Kampfnatur wie Luther, zarter und milder angelegt, aber als Gelehrter und Schriftforscher ihm ebenbürtig. Obwohl der Kurfürst sich von der alten Kirche nicht trennte, so trat er doch in seiner gerechten und milden Art auch ferner schützend für Luther ein. In Deutschland aber stieg sein Anhang von Tag zu Tag; zumal viele der Humanisten und insbesondere Ulrich von Hutten feierten ihn als den Ihrigen, und der Führer der rheinischen Ritterschaft, Franz von Sickingen, bot ihm auf seinen Burgen eine Freistatt an. Luther aber schrieb jetzt die berühmten Streitschriften „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" Luthers und „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche", denen er die Schrift lensten. „Von der Freiheit eines Christenmenschen" folgen ließ. Indessen war Eck nach Rom gereist und hatte bei Leo X. eine Bulle erwirkt, die Luther, falls
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rom Gaeta Augsburg Augsburg Altenburg Luthers Deutschland Luthers Rom
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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1619—1648.
Kaiser" anredete, fuhr ihn dieser hart an: „Bin ich nun Euer allergnädigster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht geheißen." Er verhängte „ewiges Gefängnis" über ihn und zwang ihn auf Land und Kur zu verzichten. In religiöser Beziehung verhielt sich Karl maßvoll; er legte dem lutherischen Gottesdienst nichts in den Weg. Luthers Grabstätte anzutasten, was ihm einer aus seinem Gefolge riet, lehnte er ab; er führe, sagte er, Krieg mit den Lebenden und nicht mit den Toten. Die Kur und den größten Teil der
ernestinischen Lande übertrug er auf M o r i tz.
«grbung Auch Philipp von H'essen unterwarf sich dem Kaiser, nachdem von Men. jein Schwiegersohn Moritz und Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg für ihn beim Kaiser Fürsprache eingelegt hatten; freilich erreichten sie nicht mehr als das Versprechen, ihn nicht am Leibe oder mit ewigem Gefängnis zu strafen. Zu H a l l e auf dem Residenzschlosse des Erzbischofs von Magdeburg tat Philipp einen Fußfall vor dem Kaiser; als er dabei eine zuversicht-liche Heiterkeit zur Schau trug, brach dieser in die Worte aus: „Wohl, ich will dich lachen lehren". Er gab ihn nicht frei, indem er sich darauf berief, daß er nur versprochen habe, ihn nicht mit ewigem Gefängnis zu strafen. Er wollte die Gelegenheit benutzen, um den fürstlichen Widerstand auf die Dauer zu brechen und seine kaiserliche Gewalt feft zu begründen.
§ 120. Das Augsburger Interim. Groß war jetzt in der Tat des Kaisers Macht. Nur wenige deutsche Stände hatten sich ihm nicht unterworfen, vor allen Magdeburg; Karl schien in der Lage, seinen Willen der gebeugten deutschen Nation auferlegen zu können. Da war es ihm sehr unwillkommen, daß er sich eben jetzt mit dem Papste Paul Iii. überwarf. Um der weltlichen Interessen des Kirchenstaats willen wünschte dieser nicht einen zu großen Machtauffchwung des Kaisers; er verlegte jetzt gegen den Willen des Kaisers das Konzil von Trient nach Bologna. Unter diesen Umständen machte Karl den Versuch, selbständig eine vorläufige Ordnung der religiösen Verhältnisse herzustellen, die bis zu der Entscheidung eines zu-Das «ngr- künftigen allgemeinen Konzils in Geltung fein sollte. Dieses „Interim", 3,S. das auf dem Augsburger Reichstag 1548 verkündet wurde, machte den Pro-1548' testanten einige Zugeständnisse, wie z.b. den Kelch beim Abendmahle unv die Priesterehe; im übrigen aber verpflichtete es sie, sich der katholischen Kirche wieder zuzuwenden und sich den Bischöfen wieder unterzuordnen. Solche Anordnungen befriedigten die katholische Partei nicht und verletzten in hohem Grade die Evangelischen. „Das Interim hat den Schalk hinter ihm", hieß es; selbst Moritz von Sachsen veröffentlichte es nur in einer abgeänderten Form.
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Extrahierte Personennamen: Karl_maßvoll Karl Luthers_Grabstätte Philipp_von_H'essen Philipp Moritz Joachim_Ii Philipp Philipp Karl Karl Karl Karl Moritz_von_Sachsen
Heinrich Iii. 10391056. Heinrich Iv. 1056-1106.
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Burg Giebichenstein bei Halle gebracht. Jedoch erhielt er auf Frsprache seiner Mutter, der^Kaiserin Gisela, die Freiheit wieder; ja, er sollte sein Herzogtum zurckbekommen, wenn er sich entschlsse, seinen gechteten Freund Werner von K i b u r g, der am Aufstande teilgenommen und die Waffen noch nicht niedergelegt hatte, zu bekmpfen. Dessen aber weigerte er sich.
Lieber ertrug er an des Freundes Seite Acht und Bann; gegen die Mannen des Kaisers kmpfend, fiel er, ein Beispiel deutscher Freundestreue, mit ihm zusammen im Schwarzwalde.
Im Jahre 1039 starb Konrad und wurde in dem Dom zu p e i e r, 1039. Hessen Bau er begonnen hatte, beigesetzt.
Heinrich Iii. 1039-1050.
45. Heinrich Iii. war ebenso tatkrftigen und herrischen 'Charakters wie sein Vater; doch unterschied er sich darin von ihm, da er mehr Sinn fr die Kirche und fr eine sittliche Erneuerung der Geistlichkeit hatte. Im Jahre 1046 zog er nach Rom, setzte drei miteinander um die Die Kirche, hchste geistliche Wrde streitende Ppste ab und ernannte einen deutschen Bischof zum Papst, dem nach seinem Tode drei andere deutsche Ppste folgten.
Er war bestrebt, einen allgemeinen Landfrieden aufzurichten; in ffentlicher Versammlung verzieh er seinen Feinden und forderte das gleiche von den Anwesenden. Aber es fehlte unter seiner Regierung nicht an Auf-J^re^und stnden. Nach auen sind seine Kriege mit den stlich von Deutschland Kriege, wohnenden Vlkern von Wichtigkeit; nicht nur die W e n d e n und Bhmen,
sondern zeitweise auch die Ungarn erkannten seine Herrschaft an.
Leider starb dieser gewaltige Herrscher in frhen Jahren auf einer Pfalz .im Harz. In gefahrvoller Zeit folgte ihm ein sechsjhriges Kind. J-056.
Heinrich Iv. 1056 1100.
46. Die Zeit der Vormundschaft. Fr den jungen Heinrich Iv. Agnes, fhrte feine Mutter, die Kaiserin Agnes von Poitou, die Regierung,
eine fromme Frau, die aber den wachsenden Ansprchen der groen Vasallen nicht tatkrftig genug gegenbertrat. Unter der Leitung des Erzbischofs Anno von Kln, eines Mannes von hoher Sittenstrenge, zugleich aber Adalbert von groem Ehrgeiz, bildete sich eine Verschwrung von Fürsten und hohen Geistlichen; und als die Kaiserin auf der Pfalz Kaiserswerth bei dem heutigen Dsseldorf Hof hielt, wurde der knigliche Knabe auf ein Schiff gelockt und nach Kln entfhrt. Seitdem fhrten Bischfe die Regierung und leiteten
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gisela Werner Konrad Konrad Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Agnes_von_Poitou
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwalde Hessen Rom Deutschland Pfalz_Kaiserswerth Dsseldorf_Hof